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Riedlingsdorf

Riedlingsdorf ist eine Marktgemeinde im Bezirk Oberwart im Burgenland. Riedlingsdorf hat 1.639 Einwohner (1. Jänner 2022). Der ungarische Ortsname der Gemeinde ist Rödöny, auf Romanes Redema.

Entwässert wird Riedlingsdorf durch den Buchwaldbach und die Pinka. Östlich von Riedlingsdorf im Hofwald entspringt der Wehoferbach.

Geografie: Die Gemeinde liegt im Nordwesten des südlichen Burgenlands im oberen Pinkatal an den Ausläufern des Wechselgebiets (Bernsteiner Bergland im Nordosten, Bucklige Welt im Nordwesten, Joglland im Westen), das hier gegen Süden nahtlos in das südburgenländische Hügelland übergeht. Das Landschaftsbild wird im Nahbereich von sanften Hügeln und großräumig vom Wechselmassiv beherrscht. Nach Süden hin öffnet sich das Tal der Pinka, die begrenzenden Erhebungen erreichen nicht mehr die Höhe wie jene im Norden der Ortschaft.

Riedlingsdorf hat sich entlang der Pinka entwickelt, welche ein Nebenfluss der Raab ist.

Gemeindegliederung: Die Gemeinde gliedert sich in folgende Ortsteile:
Untertrum (südöstlicher Ortsteil, östlich der Pinka)
Mitteltrum (zentraler Ortsteil, östlich der Pinka)
Obertrum (nördlicher Ortsteil, östlich der Pinka)
Neudörfl (nordöstlicher Ortsteil, östlich der Pinka)
Unteranger (südwestlicher Ortsteil, westlich der Pinka)
Oberanger (nordöstlicher Ortsteil, westlich der Pinka)

Nachbargemeinden: Zu den beiden Nachbarstädten Pinkafeld und Oberwart gibt es mit der Bundesstraße 63 eine direkte Straßenverbindung, wobei man nach Pinkafeld üblicherweise über die Landesstraße 264 fährt. Zu den Nachbarorten Buchschachen führt die L 360, während man nach Oberschützen zuerst einen asphaltierten Güterweg benutzen muss, um zur nach Oberschützen führenden L 235 zu gelangen. Zu den anderen Nachbarorten Wiesfleck und Loipersdorf-Kitzladen gibt es keine direkten Straßenverbindungen.

Geschichte: Jungsteinzeit: Archäologische Funde aus der Jungsteinzeit, die im Stadtmuseum Pinkafeld ausgestellt sind, lassen darauf schließen, dass jungsteinzeitliche Jäger auch das Gebiet des heutigen Riedlingsdorf durchstreiften.

Bei Ausgrabungen im Jahre 2002 auf dem sogenannten "Lampelfeld", dies ist der Ortsried westlich der Pinka zwischen Riedlingsdorf und Pinkafeld, wurde das Fundament einer Hütte gefunden. Auf dem Boden der Hütte befand sich ein Steinlöffel, dessen Alter vom Ausgrabungsleiter des Landesmuseums Burgenland Hannes Herdits auf circa 6000 Jahre geschätzt wurde.

Latènezeit: Beim Kanalbau wurde im August 2002 südlich des Ortes eine Schlackenhalde angeschnitten, die zu einem Verhüttungsplatz aus der späten Latènezeit (190 v. Chr. bis um Christi Geburt) gehört. Untersuchungen des Landesmuseums Burgenland förderten einen Rennofen mit einem dazugehörenden Pfostenbau über der Halde zutage. Abstichkuchen mit bis zu sechs Chargen übereinander blieben erhalten, da deren Ablagerung in der Pinka spätere Zerstörungen verhinderte.

Dieser Zufallsfund im Süden von Riedlingsdorf fand zu jener Zeit statt, in der im Norden der Ortschaft im Ortsried Lampelfeld eine Ausgrabung unter Leitung von Hannes Herdits vom Landesmuseum Burgenland lief. In diesem Gebiet zwischen Riedlingsdorf und Pinkafeld konnten Überreste zahlreicher Rennöfen entdeckt und im Rahmen eines Tages der offenen Tür der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Römerzeit: Von der Besiedlung des Gebietes um Riedlingsdorf zeugen zahlreiche Hügelgräber aus dieser Zeit. Diese Grabhügel haben einen Durchmesser von ungefähr sieben Meter und eine Höhe von etwa einem Meter.

Der ehemalige Volksschuldirektor Johann Huber beschrieb in einem Manuskript, die Funde von Ausgrabungen, welche in den Jahren 1901 bis 1910 der Ortslehrer Johann Posch sowie die Archäologen F. Hautmann und A. von Rottauscher an einigen dieser Hügelgräber durchführten. Die Ausgräber fanden die Reste von Waffen, Spangen und Münzen. Die Münzen stammen aus den ersten vier Jahrhunderten nach Christi Geburt und tragen die Bildnisse der römischen Kaiser Augustus, Tiberius, Nerva, Trajan, Caracalla, Antoninus Pius, Constantius I. und Constantius II.

Die große Anzahl der Gräber im Gemeindegebiet lässt vermuten, dass auch eine Straße durch das Gebiet des heutigen Riedlingsdorf führte. Historisch bewiesen ist eine Straße von Hartberg nach Steinamanger (Savaria), sowie eine Straße von Hartberg nach Aspang. Bei der vermuteten Straße durch Riedlingsdorf könnte es sich um eine Verbindungsstraße zwischen den oben genannten Verkehrswegen handeln.

Völkerwanderung und Awarenzeit: Für die Zeit der Völkerwanderung und die der Herrschaft der Awaren gibt es für den Raum des oberen Pinkatals keinerlei Bodenfunde wie es im mittleren und nördlichen Burgenland zumindest für die Awarenzeit durchaus der Fall ist.

Eine Analyse von Flussnamen wie Pinka oder Tauchen sowie von Ortsnamen wie Allhau, Goberling, Grodnau, Jormannsdorf, Schlaining und Rechnitz deutet aber auf einen slawischen Ursprung hin. Es könnte daher sein, dass vor der Landnahme durch die Ungarn durchaus einzelne slawische Siedlungen gegeben hat.

Erste urkundliche Erwähnungen der Gegend um Riedlingsdorf erfolgten im 9. Jahrhundert als dem Erzbistum Salzburg ein Gut im Raume der oberen Pinka übertragen wurde. Mit dieser Schenkung verbunden ist die Vermutung, dass dadurch auch erste Siedler aus dem späteren Deutschland ins Land strömten.

880 bis 1330: Aus Asien kommend tauchte um 880 mit den Magyaren ein Reitervolk auf, das in der Folgezeit Teile Mitteleuropa mehrmals plünderte. Kaiser Heinrich III. gelang es die Reichsgrenze im Jahre 1043 bis zu den Flüssen Leitha und Lafnitz vorzuverlegen. Damit verblieb das Gebiet des heutigen Burgenlandes und auch das spätere Riedlingsdorf für einen Großteil der nächsten 1000 Jahre im ungarischen Herrschaftsgebiet. Genauer gesagt lag es im Niemandsland des ungarischen Grenzschutzsystems Gyepuelve westlich der nun errichteten Grenzwächterposten aus denen dann in weiterer Folge die Ortschaften Ober- und Unterwart, Ober- und Unterschützen, Siget in der Wart, Spitzzicken, Eisenzicken und Kotezicken entstanden. Von nun an war das Gebiet ein Teil des Königreiches Ungarn, das von König Stephan I. im Jahre 1001 errichtet worden war.

Wann genau die Ortschaft Riedlingsdorf gegründet wurde, kann nicht eindeutig bestimmt werden. Siedler kamen aus Bayern im 11. Jahrhundert ins heutige Burgenland. Aufgrund ihres Dialektes wurden sie Heanzen genannt und ihr Siedlungsgebiet trug inoffiziell den Namen Heanzenland.

Erste urkundliche Erwähnung 1331: Aus diesem Jahr stammt die erste bekannte urkundliche Erwähnung von Riedlingsdorf mit dem Namen RADOMFALVA. Am 21. August dieses Jahres führten der Notar Paul und der Adelsrichter Lukas des Eisenburgers Komitates eine Begehung der Besitzungen Buchschachen und Allhau samt ihrer Nachbarorte durch. Über diese Begehung wurde durch das Kapitel der Michaelskirche in Eisenburg am 1. September 1331 eine Urkunde ausgestellt. Das Original existiert heute nicht mehr, eine Abschrift befindet sich im Ungarischen Staatsarchiv. Die beiden Männer beginnen ihren Rundgang an der Grenze Loipersdorf zu Grafenschachen und erreichen dann den Hotter von Pinkafeld.

In der nun folgenden Textpassage der Urkunde steht der entscheidende Hinweis auf Riedlingsdorf: "Von dieser durch einen Kirschbaum bezeichneten Grenzmarke führt die Grenze, wenn man auf einen Hügel steigt, zurück zu einem nach Süden gerichteten Abschnitt, fällt dann herab zu einem großen alten Weg und bildet nach Osten hin die Grenze zum RADOMFALVA. Wenn man auf demselben Weg weitergeht, kommt man im Tal Kövessfö zu zwei Grenzmarken aus Erde, auf denen zwei Eichen stehen, wo nach Osten hin Oberwart und nach Westen hin Buchschachen angrenzen."

14. und 15. Jahrhundert: Die Ortschaft gehörte in dieser Zeit zur Herrschaft Bernstein, welche 1388 an die Familie Kanizsay verpfändet wurde. 1392 ging die Burg schließlich in das Eigentum der Kanizsays über. In Urkunden aus dieser Zeit trug das Dorf die Namen Rodinstorff (1388), Reudenstorff (1392) und Rudingstorff (1435).

Beginn der habsburgischen Herrschaft 1463 bis 1644: Kaiser Friedrich III. wurde 1459 zwischen Riedlingsdorf und Pinkafeld von ungarischen Truppen überfallen.

Es setzten nun Entwicklungen ein, die dazu führten, dass Riedlingsdorf für 200 Jahre zu Österreich gehören sollte. Dies war eng mit der Person von Kaiser Friedrich III. verbunden, der 1445 Pinkafeld als Pfand erhielt. In den nächsten Jahren eroberte er die größten westungarischen Burgherrschaften. Seine Expansionsbestrebungen erhielten einen Rückschlag als am 14. April 1459 Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus ihn auf dem geschichtsträchtigen Lamplfeld zwischen Riedlingsdorf und Pinkafeld überfielen. Der Konflikt wurde am 19. Juli 1463 durch den Frieden von Ödenburg beendet, der dazu führte, dass die Herrschaft Bernstein und somit auch Riedlingsdorf für beinahe 200 Jahre Teil von Österreich wurde.

Türkenjahre 1529 und 1532: Die Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reiches führten im Jahre 1529 dazu, dass Wien vom osmanischen Heer unter Großwesir Ibrahim Pascha vom 27. September bis zum 14. Oktober 1529 belagert wurde. Nach Abbruch der Belagerung erschienen drei Tage später, am 18. Oktober, in der Gegend von Pinkafeld und Riedlingsdorf türkische Streifscharen, die sogenannten Akinci, welche nicht nur hier, sondern in weiterer Folge auch in der Oststeiermark schwere Verwüstungen anrichteten, um sich ihren Sold durch Plünderungen und Sklavenhandel zu verdienen.

Die eigentliche Katastrophe traf die Region aber im Jahr 1532, als das osmanische Heer unter Ibrahim Pascha wieder gegen Wien marschierte. Auf dem Weg nach Wien belagerte diese Riesenarmee Güns. Wider Erwarten konnten die wenigen Verteidiger erfolgreich Widerstand leisten. Da die Jahreszeit schon fortgeschritten war und sich um Wien ein großes christliches Heer versammelt hatte, entschied sich Sultan Süleyman I. zum Abbruch der Belagerung und zum Rückzug seiner Streitmacht. Dieser führte Osmanen zuerst nach Südwesten in die Oststeiermark und dann weiter in Richtung Süden an Graz vorbei. Auf dem Weg in die Steiermark passierten Ausläufer der Armee auch die Gegend von Riedlingsdorf. Die Ortschaft wurde so wie Pinkafeld und viele andere Dörfer in der Umgebung dem Erdboden gleichgemacht.

Im zeitgenössischen Werk des Deschelalsade Nisandschibaschi wurden diese Verwüstungen beschrieben: "Das deutsche Land ward rings verbrennet und gesengt, des Himmels reine Luft mit dichtem Rauch vermengt, und jeder Zufluchtsort ungläubiger Gebete verheeret und verkehrt in eine wüste Stätte."

Christoph Ramschüssel von Schönegg schrieb am 23. August 1532 über das Eindringen einer 3000 Mann starken türkischen Streitmacht am 20. August in die Nordoststeiermark: "Die fünf Eigen auf dem Ungarischen, Pinkafeld und der Schachen sind alle dahin, ebenso Stegersbach, auch was in der Nähe des Schlosses liegt, alles dahin."

Da Pinkafeld durch diese kriegerischen Handlungen vollkommen zerstört wurde, gilt dies sicherlich auch für Riedlingsdorf. Es dauerte einige Jahrzehnte bis sich das Land von diesen schweren Verwüstungen wieder erholt hatte.

Heimsuchung durch eine Räuberbande 1822 bis 1827: In den Jahren 1822 bis 1827 wurde das Grenzgebiet der Steiermark, des heutigen Burgenlandes sowie Niederösterreichs durch eine Räuberbande terrorisiert, die sich die Stradafüßler nannten. Ihr Anführer war der berühmt berüchtigte Holzknechtseppl, der mit seinen Kumpanen immer wieder durch Riedlingsdorf streifte um zu den Waldwirtshäusern in der Sixtina und in der Wartenau bei Unterschützen zu gelangen, wo sich die Räuber sicher fühlten.

Laut einer Überlieferung wurden sie dabei am 12. März 1827 von Riedlingsdorfer Mähern beobachtet, wie sie im Begriff waren, das Unterschützener Waldwirtshaus aufzusuchen. Die von den Riedlingdorfern alarmierten Soldaten konnten daraufhin die Verbrecher verhaften. Allerdings ist diese Episode historisch umstritten.

Der Schrecken endete erst als die Unterführer der Bande, Johann Niesner alias Fleischhacker Hans, Joseph Freyberger alias Gekrauster Sepp sowie Joseph Koller alias Geheimrat, am 7. Juli 1827 auf dem Gerichtsberg in Pinkafeld gehängt wurden. Den Holzknechtseppl, der mit bürgerlichem Namen Lukas Schmidhofer hieß, ereilte dieses Schicksal am 20. November 1828 ebenfalls auf dem Pinkafelder Gerichtsberg.

Ende der ungarischen Herrschaft: Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Rödöny verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen.

Eine Fußnote der Weltgeschichte stellte die Durchfahrt von Kaiser Karl I. durch Riedlingsdorf am 27. März 1921, dem Ostersonntag, dar. Karl I. war inkognito in der Begleitung des Rotenturmer Grafen Erdody auf einem vom Pinkafelder Gastwirt Lehner geliehenen Pferdefuhrwerk zu seinem ersten Restaurationsversuch nach Ungarn unterwegs, der aber scheiterte.

Um die Übergabe der westungarischen Dörfer an Österreich zu verhindern, bildeten sich im ganzen Land Freischärlergruppen, bei denen aber Angehörige, die aus den betroffenen Gebieten selbst stammten, eher die Ausnahme darstellten. In der Gegend von Riedlingsdorf operierte das I. Freischärlerkorps unter dem Kommando von Oberleutnant Arpad Taby, mit Kommandositz in Oberwart.

Als die österreichische Gendarmerie am 28. August 1921 versuchte mit elf Kolonnen das Burgenland zu besetzen, wurde die für Riedlingsdorf vorgesehene Kolonne 7 vor Pinkafeld in ein Gefecht mit Freischärlern verwickelt, bei dem es Verletzte auf beiden Seiten sowie zwei Tote auf ungarischer Seite gab. Am nächsten Tag hatten sich die Ungarn nach Oberwart zurückgezogen und so konnte die Gendarmeriekolonne Riedlingsdorf in Richtung Süden passieren. Aber schon am gleichen Abend mussten sich die österreichischen Gendarmen über Riedlingsdorf hinweg wieder auf ihren Ausgangspunkt nach Friedberg zurückziehen, weil es vor Oberwart zu einer erneuten Schießerei gekommen war, bei denen es Verwundete zu beklagen gab. Die Freischärler beherrschten daraufhin wieder das Gebiet bis zur steirischen Grenze und riefen am 4. Oktober in Oberwart sogar einen Operettenstaat mit dem Namen Lajtabánság/Leitha-Banat aus. Durch das Protokoll von Venedig verpflichtete sich Ungarn schließlich endgültig das Burgenland zu übergeben. So konnte die Landnahme des Burgenlandes durch das Bundesheer in der Zeit vom 25. bis 30. November ohne Probleme erfolgen. Bereits am ersten Tag dieser Landnahme marschierten Einheiten der österreichischen 4. Brigade des Bundesheeres von Pinkafeld kommend durch das Dorf. Die Ortschaft war nun wirklich, offiziell ab 5. Dezember 1921, ein Teil von Österreich geworden.

Etwa beginnend mit dem Jahr 1850 setzte im Gebiet von Österreich-Ungarn die Auswanderung nach Übersee, vornehmlich in die USA, ein. Riedlingsdorf wurde von dieser Auswanderungswelle um 1900 erfasst. Die erste Auswanderer, der sich in den Passagierlisten von Ellis Island nachweisen lässt, war Tobias Zapfel (31 Jahre alt), der 1902 im Auswandererhafen Bremen mit dem Schiff Kronprinz Wilhelm die Überfahrt in die USA wagte.

Zwischen 1904 und 1907 reisten pro Jahr mindestens zehn Personen aus Riedlingsdorf in die USA ein. Während sich um 1910 nur wenige Riedlingsdorfer in den Archiven nachweisen lassen, stieg der Zahl im Jahre 1913 auf 22. Der Erste Weltkrieg bereitete dem ein Ende. Erst Anfang der 1920er Jahre zwischen 1921 und 1924 stieg die Auswanderung wieder an, strengere Einwanderungsgesetze (Immigration Act von 1924) in den USA führten aber ab 1924 wieder zu einem Rückgang der Immigration aus Österreich in die Vereinigten Staaten. Insgesamt finden sich in den Passagierlisten von Ellis Island bzw. einzelner Auswandererhäfen die Namen von 168 Personen aus Riedlingsdorf. Allerdings ist diese Liste sicher nicht vollständig, weil die Suche zum Teil nur mit bekannten Familiennamen möglich ist oder bei der Ortsangabe oft unterschiedliche Schreibweisen des Herkunftsortes verwendet wurden.

Ziel der burgenländischen und somit auch der Riedlingsdorfer Auswanderer waren Städte wie Chicago, New York oder der Bundesstaat Pennsylvania. Diese Menschen waren nun nicht mehr in der Landwirtschaft tätig, sondern wurden Industriearbeiter, eine Entwicklung, die im Burgenland erst Generationen später einsetzte.

Die meisten Riedlingsdorfer, die sich in den Passagierlisten finden, waren zwischen 16 und 45 Jahre alt, also im besten arbeitsfähigen Alter. Die ältesten nachweisbaren Auswanderer waren das Ehepaar Maria (62) und Tobias Schuh (66), das 1914 vermutlich im Zuge einer Familienzusammenführung mit Schwiegertochter und Enkelkind in Bremen das Schiff George Washington des Norddeutschen Lloyds bestieg.

Der mit Abstand wichtigste Auswandererhafen für die Riedlingsdorfer war Bremen, dann folgten Le Havre, Triest, Rotterdam, Hamburg, Southampton, Kopenhagen und Antwerpen.

Die folgende Tabelle zeigt einige der von den Riedlingsdorfern am häufigsten verwendeten Schiffen für die Überfahrt:

George Washington, Norddeutscher Lloyd
Hannover, Norddeutscher Lloyd
Kaiser Wilhelm II., Norddeutscher Lloyd
Kaiser Wilhelm der Große, Norddeutscher Lloyd
Kronprinz Wilhelm, Norddeutscher Lloyd
Kronprinzessin Cecilie, Norddeutscher Lloyd
La Lorraine, Compagnie Générale Transatlantique
La Provence, Compagnie Générale Transatlantique
RMS Mauretania, Cunard Line
Orduna, Royal Mail Line

Eine sehr viel kleinere Auswanderungswelle gab es in den 1950er Jahren. Ziel dieser Auswanderer war vornehmlich Kanada.

Parallel zur "Machtergreifung" der Nationalsozialisten am 30. Jänner 1933 in Deutschland, etablierte sich in Österreich, nach der Selbstausschaltung des Parlaments, dem Österreichischen Bürgerkrieg sowie dem Juliputsch, der austrofaschistische Ständestaat. Der Juliputsch wurde von Mitgliedern der NSDAP durchgeführt, die in Österreich seit 19. Juni 1933 verboten war.

Am 1. Februar 1936 vermeldete die Zeitung Burgenländisches Volksblatt, dass in Oberwart eine Gruppe von Personen versucht hatte eine nationalsozialistische Untergrundzelle zu gründen. Die Männer waren ausgeforscht und des Vergehens der Geheimbündelei für schuldig befunden worden. Die im Zuge von Hausdurchsuchungen gefundenen Mitgliedslisten führten ab 3. Februar zu einer weiteren Verhaftungswelle, von der nachweislich auch einige Riedlingsdorfer betroffen waren. Die Männer mussten ihre mehrmonatigen Haftstrafen im Gefängnis Wien-Floridsdorf verbüßen.

Die Folgejahre mit ihrer tristen wirtschaftlichen Situation in Österreich führten zu einem Erstarken der nationalsozialistischen Bewegung. In einer Zeit, in der Bundeskanzler Kurt Schuschnigg um die staatliche Eigenständigkeit rang (Berchtesgadener Abkommen), fand bereits am 27. Februar 1938 in Oberwart eine Kundgebung der Nationalsozialisten mit 8.000 Teilnehmern statt. Eine zweite noch größere Veranstaltung mit 14.000 Teilnehmern, darunter zweifelsohne viele aus Riedlingsdorf, fand am 11. März ebenfalls in Oberwart statt. In der Nacht vom 12. auf 13. März wurde schließlich der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vollzogen. Das Burgenland wurde aufgeteilt und Riedlingsdorf wurde zum ersten Mal in seiner Geschichte Teil der Steiermark.

Ende 1938 wurde begonnen Männer zum Wehrdienst einzuziehen, um die NS-Kriegsvorbereitungen voranzutreiben. Am 9. Februar 1939 wurde der komplette Riedlingsdorfer Jahrgang 1913 gemustert und geschlossen für tauglich befunden. Während die Arbeiter sofort eingezogen wurden, erhielten die Bauern noch Aufschub bis zum Herbst.

Zweiter Weltkrieg: Neben den 97 Soldaten, die im Krieg fielen, forderte die Epoche des Nationalsozialismus noch weitere Opfer. Zumindest drei Personen fielen dem Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten zum Opfer, wobei die näheren Todesumstände der im Februar 1941 in der Tötungsanstalt Hartheim ermordeten Elisabeth Bundschuh bekannt sind. Ein Soldat wurde im Dezember 1944 als Deserteur hingerichtet und wegen Hochverrates wurde Alfred Hofer, der einer kommunistischen Widerstandszelle angehörte, zum Tode verurteilt. Er verstarb im Jahre 1944 in einem Konzentrationslager. Ihm zu Ehren brachte die Gemeinde eine Gedenktafel an einem öffentlichen Gebäude in Riedlingsdorf an.

Auswirkungen des Luftkrieges: Am 10. Mai 1944 griffen Amerikaner Ziele in Wien und Wiener Neustadt an. Flak und deutsche Jagdflieger schossen an diesem Tag 20 Flugzeuge ab. Eines dieser Flugzeuge, eine B-17 Flying Fortress, überflog gegen elf Uhr mit brennenden Motoren die Ortschaft. Augenzeugen am Boden sahen die amerikanischen Besatzungsmitglieder mit Fallschirmen aus der Maschine abspringen. Sofort wurden Suchtrupps zusammengestellt, welche den Piloten und den Bordingenieur unverletzt gefangen nahmen. Insgesamt überlebten acht von zehn Besatzungsmitgliedern den Absturz der Maschine, die an der Grenze zu Buchschachen in einem Waldgebiet zerschellte.

Am 24. Mai 1944 wurde ein deutsches Jagdflugzeug vom Typ Messerschmitt Bf 109 über dem Lampelfeld, dem geschichtsträchtigen Areal zwischen Riedlingsdorf und Pinkafeld, abgeschossen. Der Pilot konnte sich mit dem Fallschirm retten, während sein Flugzeug einen tiefen Absturzkrater hinterließ. Die amerikanische Maschine wurde von Oberleutnant Robert C. Curtis geflogen, der den Krieg mit 14 bestätigten Luftsiegen beendete.

Einmarsch der Roten Armee: Ende März erreichten die ersten Einheiten der Roten Armee die Reichsgrenze bei Rechnitz in der Nord-Ost-Ecke des Bezirkes Oberwart. Nach einigen Tagen heftiger Grenzkämpfe traten am 5. April die Schützendivisionen der 26. sowjetischen Armee zur Eroberung der Nordhälfte des Bezirkes an. Da sich auf deutscher Seite nur mehr die Reste einzelner Alarmverbände des Wehrkreises XVIII befanden, besetzten am Abend des gleichen Tages Einheiten des XXX. Schützenkorps kampflos die Ortschaft. Die Verteidigungsstellungen, die im Vorfeld rund um das Dorf errichten worden waren, konnten zum Glück für die Bevölkerung nicht mit deutschen Kampftruppen besetzt werden. So blieb Riedlingsdorf ein sinnloser Häuserkampf, dem viele Bewohner und ein Großteil der Infrastruktur zum Opfer gefallen wären, erspart. Es kam, wie es für diese Phase des Krieges leider üblich war, zu den bekannten Begleiterscheinungen wie Vergewaltigungen und Plünderungen. Ein Mann, der schlafend aber bewaffnet von den Sowjet-Soldaten angetroffen wurde, starb durch Dutzende Bajonettstiche. Eine Reihe von Dorfbewohnern hatte sich im Vorfeld in das vermeintlich sichere Buchschachen begeben, wo sie aber erst Recht zwischen die kämpfenden Parteien gerieten. Dabei ist eine weitere Person ums Leben gekommen.

Im Laufe der nächsten Wochen wurde die Ortschaft Fronthinterland, während in der Oststeiermark und an der steirisch-burgenländischen Grenze die Kämpfe weiter tobten. Im Laufe des Aprils wurden im Ortsgebiet immer wieder deutsche Soldaten von der Roten Armee getötet. Es handelte sich dabei einerseits um Versprengte der Grenzkämpfe, die versuchten, die deutschen Linien zu erreichen, andererseits aber auch um Angehörige einzelner Stoßtruppunternehmen, die angesetzt wurden um die sowjetische Etappe zu erkunden. Insgesamt verloren je nach Quelle zwischen 12 und 14 deutsche Soldaten ihr Leben bei diesen Ereignissen.

Als am 8. Mai 1945 der Krieg endete, konnte man behaupten, dass man im Großen und Ganzen Glück im Unglück gehabt hatte. Die Häuser der Ortschaft blieben bis auf eine Ausnahme unbeschädigt und die Anzahl der getöteten Zivilisten hielt sich im Vergleich zu anderen Gebieten in Grenzen.

Beim Einmarsch der Roten Armee wurden ehemalige Angehörige der NSDAP von den Sowjets für verschiedene Arbeiten wie das Zuschütten von Schützengräben sowie der Exhumierung gefallener Sowjet-Soldaten herangezogen.

Im Zuge von Entnazifizierung-Maßnahmen wurden belastete Personen mit Berufsverboten versehen und einige Riedlingsdorfer mussten mehrere Monate in Anhaltelagern wie jenes in Stadtschlaining verbringen.

Bilanz der militärischen Verluste unter der männlichen Bevölkerung: Die ersten Riedlingsdorfer wurden bereits im Laufe des Jahres 1938 zu verschiedenen Verbänden der deutschen Wehrmacht einberufen. Während am Beginn des Krieges die Männer eher zu Verbänden der heimatlichen Wehrkreise XVII (Wien) und XVIII (Salzburg), wie zum Beispiel der 44. Infanterie-Division, 297. Infanterie-Division, 3. Gebirgs-Division oder 6. Gebirgs-Division, einberufen wurden, ging diese landsmännische Schwerpunktbildung im Verlauf des Krieges immer mehr verloren.

Von den eingezogenen Riedlingsdorfer Soldaten verloren insgesamt 97 während bzw. kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Leben. Aus ihren Sterbedaten, welche die Deutsche Dienststelle (WAst) zur Verfügung stellte, konnten folgende statistische Angaben gemacht werden. Wobei zu beachten ist, dass nicht von allen Männern die gleichen Informationen wie Todesdatum, Todesort oder Einheit bekannt sind.

Die Verluste betrugen circa zwölf Prozent der männlichen Bevölkerung. Dies entsprach ziemlich genau dem Durchschnitt der Gefallenen Deutschlands, während der Anteil der Gefallenen an der männlichen Bevölkerung in Österreich bei acht Prozent lag. Im Vergleich dazu waren die militärischen Verluste in den ehemaligen deutschen Ostgebieten mit 20 Prozent außergewöhnlich hoch.

Die Gemeinde Riedlingsdorf bemühte sich in den letzten Jahren unter der Leitung von Bürgermeister Erwin Kaipel sehr mit dem problematischen geschichtlichen Erbe umzugehen. Sie ließ 2002 auf dem neu gestalteten Dorfplatz gegenüber dem Kriegerdenkmal ein Friedensdenkmal errichten, das eine Friedenstaube ziert. Beide Denkmäler sind mit einer Glas-Stahl-Konstruktion überdacht, welche symbolisch den Übergang von dieser dunklen Zeit in eine Epoche des Friedens darstellen soll.

Verkehr: Bahn: In Riedlingsdorf bestand eine Haltestelle der Pinkatalbahn.

Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Kath. Filialkirche hl. Urban: ObjektID: 8458, Obere Hauptstraße 2, da die alte Kirche zusehends verfiel, wurde 1811–1816 eine neue barocke Kirche mit einem gemauerten Turm gebaut, die alte Glocke wurde in die neue Kirche überführt.
Kriegerdenkmal: Der freistehende Pfeiler befindet sich am Dorfplatz, auf breitem Sockel, gekrönt mit Adler und überdacht mit einer Glas-Stahl-Konstruktion, die eine Verbindung zum gegenüber stehenden Friedensdenkmal herstellt. Hergestellt von H. Czerny, Schulthessgasse, Wien 17.

Vereine:
Freiwillige Feuerwehr Riedlingsdorf: Gründungsjahr: 1880. Am 8. September 1880 versammelten sich 54 Riedlingsdorfer Bürger im Schulgebäude und gründeten die Freiwillige Feuerwehr Rödön (Riedlingsdorf). Erster Feuerwehrkommandant war Johann Endler. Im Oktober 1977 wurde die Feuerwehrjugend gegründet. Im Durchschnitt bewältigt die Feuerwehr jährlich rund 40 Einsätze. Das neue Feuerwehrhaus wurde 2001 eingeweiht. Die Ausrüstung besteht aus einem Tanklöschfahrzeug, einem Löschfahrzeug und einem Kleinrüstfahrzeug. Die 70 aktiven Mitglieder sowie die 12 Angehörigen der Jugendfeuerwehr werden von Kommandant Andreas Schuh geführt.
Männergesangsverein Eintracht Riedlingsdorf: Gründungsjahr: 1903. Volksschullehrer Johann Posch und dreizehn andere Riedlingsdorfer gründeten den Verein im Jahre 1903. Johann Posch übernahm den Gesangsverein als Obmann und Chorleiter. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Vereinstätigkeit. Nach einer Neugründung im Jahre 1929 musste der Verein ein drittes Mal wegen des Zweiten Weltkriegs gegründet werden. Beide Neugründungen fanden unter der Leitung von Obmann Adolf Trattner statt. Volksschuldirektor Johann Huber stand dem Verein jahrelang als Chorleiter vor. Heute werden die 20 aktiven Sänger von Obmann Mag. Peter Piff und Chorleiter Diethard Konrad geführt.
ASKÖ Riedlingsdorf: Gründungsjahr: 1930. Als RAC (Riedlingsdorfer Athletik-Club) wurde der Fußballverein am 19. Oktober 1930 aus der Taufe gehoben. Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Vereinstätigkeit, erst in der Saison 1947/48 wurde der Meisterschaftsbetrieb wieder aufgenommen. Heute spielt der Verein unter der Leitung von Obmann Adolf Rehberger in der 1. Klasse A Süd.
Pensionistenverein Ortsgruppe Riedlingsdorf: Gründungsjahr: 1959. Im Jahre 1959 wurde der Pensionistenverein Riedlingsdorf unter Leitung von Johann Simon gegründet. Er ist Teil des Pensionistenverbandes Österreich. Dem Gründungsobmann (1959–1975) folgten als weitere Obmänner Johann Bendl (1975 bis 1990), Johann Arthofer (1990 bis 2011, seit 2011 Ehrenobmann) und Adolf Galfusz (2011 bis 2013). Heute steht dem Verein mit Anita Kuh eine Obfrau vor. Der Verein hat circa 20 aktive und mehr als 100 unterstützende Mitglieder. Einmal im Monat trifft man sich im Clubraum zum Tratsch und Spiel bei Kaffee und Kuchen. Man unternimmt Ausfahrten und feiert einmal im Jahr das Pensionistenfest zu dem viele Besucher kommen.
Verschönerungsverein Riedlingsdorf: Gründungsjahr: 1963. Ein weiterer Verein mit einer langen Tradition ist der Verschönerungsverein. Gegründet im Jahre 1963 von Bürgermeister Tobias Zapfel übernahm den Verein 1973 Langzeitbürgermeister NR Ing. Erwin Kaipel. In seiner Amtszeit wurde der Verein um eine Tennissektion erweitert. Gebaut wurden drei Tennisplätze sowie ein Klubhaus. Der große Kinderspielplatz mit Biotop im Norden der Ortschaft wurde ebenfalls in diesen Jahren errichtet. Wilfried Bruckner übernahm den Verein im Jahre 1987 und übergab im Jahre 2000 die Leitung an den aktuellen Obmann Ludwig Fleck. Der Verein kümmert sich um Blumenschmuck und Ortsbildpflege. Unter anderem konnte im Jahre 2004 der Landessieg im Blumenwettbewerb erreicht werden. Der Verschönerungsverein ist auch für die Organisation der alljährlichen Flurreinigung verantwortlich.

Ehrenbürger:
2007: Hans Niessl (* 1951), Landeshauptmann des Burgenlandes 2000–2019

Söhne und Töchter der Gemeinde:
Alfred Hofer († 1944), Widerstandskämpfer und NS-Opfer
Elisabeth Bundschuh (* 1899, † 1941 in Schloss Hartheim), NS-Euthanasie-Opfer
Erwin Kaipel (* 1952), Bürgermeister und Abgeordneter zum Nationalrat
Wilhelm Kaipel (* 1948), Fußballtorwart und -trainer
Tobias Piff (* 1879, † 1927), Kleinbauer und Politiker
Gustav Rehberger (* 1910, † 1995), österreichisch-amerikanischer Künstler und Cartoonist



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